SW1-Familie und Gesundheit

Neue Wege für die Pflege auf dem Land

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GRETTSTADT – Ulrike Hahn, Bereichsleitung Alter und Pflege beim AWO Bezirksverband Unterfranken, spricht über das Pilotprojekt einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft in Grettstadt und die Herausforderungen der Pflege auf dem Land.

Herausforderungen in der ländlichen Pflege

Frau Hahn, warum wird es immer schwieriger, Pflegebedürftige auf dem Land angemessen zu versorgen?

„Die ländliche Pflege steht vor vielschichtigen Problemen. Einerseits steigt durch den demografischen Wandel die Zahl der unterstützungsbedürftigen älteren Menschen. Andererseits verschärft der Fachkräftemangel die Situation erheblich. Besonders in ländlichen Regionen ist es schwierig, ausreichend qualifiziertes Personal für stationäre Pflegeeinrichtungen zu finden. Diese Kombination aus wachsender Nachfrage und schwindendem Angebot stellt uns vor große Herausforderungen.“

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Das Konzept der ambulant betreuten Wohngemeinschaft (ABWG)

Die AWO Unterfranken plant eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Grettstadt. Was genau ist das – und was macht diese Wohnform besonders?

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„Die ambulant betreute Wohngemeinschaft (ABWG) ist ein innovatives Wohnmodell für Pflegebedürftige. Bis zu zwölf Mieter leben hier in familiärer Atmosphäre zusammen und erhalten rund um die Uhr Unterstützung von einem ambulanten Pflegedienst. Im Gegensatz zu Heimen sind sie nicht an strenge Vorgaben gebunden, was mehr Flexibilität und Individualität im Alltag ermöglicht. Besonders auf dem Land bietet dieses Modell eine realistische Alternative zur klassischen stationären Pflege.“

Warum eignet sich dieses Modell speziell für ländliche Regionen?

„In ländlichen Gebieten ist es oft schwierig, große stationäre Pflegeeinrichtungen mit ausreichend Personal zu betreiben. Die ABWG ist eine Lösung, da sie mit kleineren, überschaubaren Einheiten auskommt und somit weniger Personal benötigt. Außerdem fördert sie die Einbindung von Angehörigen, was in dörflichen Strukturen besonders gut funktioniert. So können wir eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen und gleichzeitig die Gemeinschaft vor Ort stärken.“

Wie kann in einer ABWG eine 24-Stunden-Versorgung gewährleistet werden, trotz begrenzter Personalkapazitäten? Welche Rolle spielen Angehörige in diesem Konzept?

„Die 24-Stunden-Versorgung in einer ABWG sichert ein ambulanter Pflegedienst, der jederzeit erreichbar ist. Die Pflegekräfte übernehmen die medizinische und pflegerische Versorgung, und auch nachts ist immer Personal vor Ort. Angehörige sind aktiv eingebunden, begleiten den Alltag und verleihen der Wohngemeinschaft eine persönliche und vertraute Note. Diese familiäre Mitgestaltung steigert die Lebensqualität der Bewohner.“

Projekt in Grettstadt und Ausblick

Was genau ist in Grettstadt geplant – und wann soll es losgehen?

„In Grettstadt soll eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit Platz für bis zu zwölf Mieter eröffnet werden. Der Start ist für diesen Herbst vorgesehen. Wir arbeiten intensiv an der Umsetzung, um den zukünftigen Bewohnern ein sicheres und liebevolles Zuhause bieten zu können.“

Mit welchen Reaktionen aus der Gemeinde und der Region rechnen Sie?

„Wir erfahren bereits großes Interesse und positive Rückmeldungen aus der Gemeinde und der Region. Viele sehen in diesem Modell eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Pflegeangeboten. Die Möglichkeit, in der vertrauten Umgebung zu bleiben und dennoch professionelle Unterstützung zu erhalten, wird sehr geschätzt. Wir sind zuversichtlich, dass das Projekt auf breite Zustimmung stoßen wird.“

Gibt es bereits Überlegungen, das Modell auf andere Orte zu übertragen?

„Ja, definitiv. Wir werden die Erfahrungen aus Grettstadt genau analysieren und als Grundlage für weitere Projekte nutzen. Unser Ziel ist es, dieses Modell auch in anderen ländlichen Gemeinden Unterfrankens umzusetzen, um flächendeckend eine bedarfsgerechte und wohnortnahe Pflege zu ermöglichen.“

Welche politischen oder strukturellen Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, damit Projekte wie dieses langfristig erfolgreich sind?

„Um solche Projekte nachhaltig zu etablieren, benötigen wir flexible gesetzliche Rahmenbedingungen, die innovative Wohn- und Pflegeformen unterstützen. Eine angemessene Finanzierung ist ebenfalls unerlässlich, um die Qualität der Versorgung zu sichern. Auch die Unterstützung pflegender Angehöriger ist ein zentraler Punkt. Nur durch ein Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft und Trägern können wir die Herausforderungen in der Pflege meistern.“

Was ist Ihr persönliches Ziel mit diesem Pilotprojekt?

„Mein persönliches Ziel ist es, mit der ABWG in Grettstadt ein Modell zu schaffen, das zeigt, wie Pflege in ländlichen Regionen zukunftsfähig gestaltet werden kann. Ich wünsche mir, dass wir damit nicht nur den aktuellen Bedarf decken, sondern auch neue Impulse für die Weiterentwicklung der Pflege setzen. Es geht darum, den Menschen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben im Alter in ihrer vertrauten Umgebung zu ermöglichen.“

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