
SCHWEINFURT – „Natur statt Beton“ ist der einfache und einleuchtende Name eines ab sofort startenden Bürgerbegehrens, das in der Konsequenz bis spätestens Frühherbst ein geplantes, längst eingeleitetes und aus Sicht der Initiatoren höchst überflüssiges Bauprojekt verhindern soll.
Pressetermin am Donnerstag-Nachmittag: Hinter der Tankstelle abseits vom Schweinfurter Stadtteil Oberndorf ist zwar der laute Verkehr der Verbindungsstraße nach Bergrheinfeld und der nahen Autobahn zu hören. Doch der große Acker, zu dem die drei Initiatorinnen Anette Klotzek, Kathrin May und Ulrike Schneider die Medien eingeladen haben, schaut irgendwie nach heiler Welt aus.

Doch damit soll es bald vorbei sein, wenn es nach einem Investor und dem Schweinfurter Stadtrat geht. Das Trio spricht vom Veto gegen ein „überdimensioniertes Einkaufszentrum auf Kosten wertvoller Ackerfläche“. Und davon, dass fast drei Hektar Land versiegelt werden sollen, „um das übliche Dreigestirn mit Discounter, Vollsortimenter und Drogeriemarkt mit 157 Parkplätzen anzusiedeln“. Es sei ein „reiner Verdrängungs-Wettbewerb auf Kosten der Natur“.
Argumente dagegen gibt es zur Genüge. Erstens verfüge Oberndorf selbst nicht annähernd über die nötige Kaufkraft. Zweitens kaufe eben ein Kunde, wenn er denn dort dann vorbei schaut, nicht mehr in längst bestehenden Märkten ein. Das krasseste Negativbeispiel dazu: Der neu geplante Lidl hat derzeit nur 800 Meter entfernt am Ortseingang der Nachbargemeinde Bergrheinfeld eine große Filiale, die dann schließen würde. Ebenso vielleicht die Edeka in Bergrheinfeld, die ja durch die neue, größere in Grafenrheinfeld Konkurrenz bekommt. „Dann hat Bergrheinfeld vielleicht bald keinen Nahversorger mehr“, sagt Ulrike Schneider, eine Stadträtin, die für die Initiative Zukunft./ödp natürlich gegen das Projekt stimmte. Trotzdem wurde es damals mit CSU-Mehrheit natürlich durchgewunken.
Drittens sollen die geplanten Läden die Nahversorgung für die Oberndorfer darstellen. Bei 1,5 Kilometern Laufstrecke beispielsweise vom zentral gelegenen Gelände des TV Oberndorf dürfte die wenigsten Bewohner ohne Auto das Areal erreichen. Parallele Pläne für einen „Dorfladen“ in der Mitte Oberndorfs gibt es bereits.
Die Initiatorinnen des Bürgerbegehrens haben erfahren, dass alleine der auf 900 Quadratmeter geplante Drogeriemarkt mindestens mehr als 13.000 Käufer bräuchte, die jährlich 380 Euro in der Filiale lassen. Zu mutmaßen ist, dass die Projektentwickler den Standort gewählt haben, um die Kaufkraft auch über die Autobahn aus dem Umland abzuziehen. Dort sei dann Lehrstand zu erwarten.
„Wir müssen Rücksicht nehmen auf die Natur und die Tierwelt“, betont Schneider ihr größtes Anliegen in der Sache und sieht außer dem den Einzelhandelsverband Unterfranken, dem Bund Naturschutz, der Tierschutzpartei, der V-Partei, der Bayernpartei und der Agenda 2030 auch sehr viele Bürger der Stadt Schweinfurt auf ihrer Seite.
4000 Unterschriften werden nun benötigt. Die Initiative bittet die unterstützenden Bürger, im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis zu sammeln. Aufgerufen sind alle Schweinfurter Stadt-Bürger ab 18 Jahren „bis hin zur 100 Jahre alten Oma“, so Schneider. Sie glaubt an einen „haushohen Sieg, weil noch nicht mal die Oberndorfer dafür sind“. Und sie hofft, „dass der Investor „vorher schon die Kurve kratzt“. Anders ausgedrückt: Sein eigenes Begehren zurückzieht. Oder der Stadtrat „kommt noch zur Besinnung und zur Vernunft und lehnt das Vorhaben ab“.
Ein Vierteljahr bleibt nun Zeit zum Sammeln. Dreh- und Angelpunkt ist die Buchhandlung Collibri am Marktplatz, wo Listen unterzeichnet, abgeholt und abgegeben werden können. Samstags wird es zwischen 11 Uhr und 14 Uhr einen Infostand zentral vor dem Fielmann in der Innenstadt geben. Für Samstag, den 18. März, ist auf dem Marktplatz eine Kundgebung mit Demo geplant, zu der sich zahlreiche Landwirte angekündigt haben.
Möglichst schon bis Ende April soll die Zahl 4000 erreicht sein. Um dann einen Bürgerentscheid zu erreichen, der – wenn er kommt – am selben Tag stattfinden soll wie die Landtagswahlen im Herbst.
Unterschriftenlisten lassen sich auch unter der neuen Website http://www.naturstattbeton-sw.com herunterladen.
Das Aufmacherbild zeigt von links Landwirtin Kathrin May, Stadträtin Ulrike Schneider und Anette Klotzek mit Landwirts-Nachwuchs und einem Traktor vor dem Feld, das bald schon keines mehr sein könnte. Mit auf dem Bild: Anwohner Hans Fick, der als einer der ersten Bürger das Begehren unterzeichnete.
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