Tourismus als Rettung für Schweinfurt – Wie könnte das gehen?
SCHWEINFURT – Immer wieder gibt es neue Schreckensnachrichten über Geschäftsschließungen in der Innenstadt und auch in der Stadtgalerie. Wir müssen uns damit abfinden: das Internet, aber auch Veränderungen in der industriellen Produktion ringen unsere Stadt nieder.
Schweinfurt ist da nur eine Stadt von vielen. Und auch Corona und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen, die auch jetzt noch andauern, haben ihren Beitrag zum Absturz der Innenstadt geleistet. Aber welche Ideen muss man aufgreifen um die Stadt wieder attraktiv zu machen, vielleicht auch für Touristen?
Wenn man den Tourismus als Motor für wirtschaftliches Wachstum und kulturelle Entwicklung betrachtet, gibt es verschiedene Ansätze, wie dieser zur Belebung der Innenstadt und zur Stärkung der lokalen Wirtschaft beitragen kann. Was müsste man also tun, um Schweinfurt auch für Touris attraktiv zu machen?
1. Schaffung von Erlebnisräumen und Attraktionen
Schweinfurt müsste gezielt einzigartige touristische Erlebnisräume schaffen, die nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische attraktiv sind. Hierzu zählen:
- Historische Rundgänge und Themenführungen gibt es ja bereits mit schweinfurt360: Durch die Geschichte der Stadt, von ihrer industriellen Bedeutung bis hin zu ihrer Entwicklung als Kulturstadt, kann man geführte Touren anbieten, die das kulturelle Erbe der Stadt erlebbar machen. Themen wie die Geschichte der Maschinenbauindustrie, die Rolle Schweinfurts im Zweiten Weltkrieg oder die Entwicklung der Stadt im Mittelalter werden bereits in verschiedenen Formaten aufbereitet.
- Kunst- und Kulturfestivals: Das ist definitiv ausbaubar, denn Schweinfurt bietet zwar kulturelle Veranstaltungen und Festivals in der Innenstadt, wie z. B. Kunst- oder Musikfestivals, aber da müsste viel mehr passieren. Im Bereich Kunst hat die Stadt mit ihrer Kunsthalle Schweinfurt und dem Museum Georg Schäfer bereits einen guten Ausgangspunkt. Festivals könnten gezielt Kunst, Musik, Theater und Performancekunst kombinieren, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen und die Innenstadt als kreativen Raum zu fördern.
- Erlebnisorientierter Tourismus: Dies könnte auch Aktivitäten wie Stadt-Rallyes, interaktive Museumsausstellungen oder auch „Geocaching“-Abenteuer durch die Innenstadt umfassen. Solche Angebote würden insbesondere jüngere Zielgruppen ansprechen und die Innenstadt beleben. Auch wäre es ein Leichtes mehrmals im Monat Foodtrucks in die Innenstadt zu locken um mehr Besucher in den öffentlichen Raum zu ziehen.
2. Förderung des Regionalen und Nachhaltigen Tourismus
Nachhaltigkeit ist ein immer wichtigerer Faktor im modernen Tourismus. Schweinfurt könnte sich als Vorreiter im Bereich des nachhaltigen und regionalen Tourismus positionieren. Maßnahmen könnten unter anderem beinhalten:
- Regionale Produkte und Gastronomie: Schweinfurt könnte den Tourismus mit der Region und ihren lokalen Spezialitäten verbinden. Der Ausbau von Food-Touren, bei denen lokale Bauernmärkte, Weingüter oder Brauereien in der Umgebung besucht werden, könnte die Stadt als Ziel für Feinschmecker etablieren. Zudem könnten nachhaltige Restaurants oder Cafés, die auf Bio-Produkte aus der Region setzen, Touristen anziehen. Das gilt es zu fördern.
- Nachhaltige Unterkunftsmöglichkeiten: Hotels und Unterkünfte, die umweltfreundlich arbeiten und mit lokalen Produkten kooperieren, könnten verstärkt gefördert werden. Das Thema „grüner Tourismus“ wird zunehmend beliebter, und Schweinfurt könnte hier durch innovative Konzepte punkten.
- Rad- und Wanderwege: Schweinfurt ist umgeben von Natur, und der Ausbau von Wander- und Radwegen, die durch die Stadt und ihre Umgebung führen, könnte zahlreiche Naturtouristen ansprechen. Der Main-Radweg und Wanderstrecken im Steigerwald bieten hier Potenzial. Die Verbindung von Naturerlebnissen mit der Stadtgeschichte könnte besonders attraktiv für Gäste sein, die eine Balance zwischen Kultur und Natur suchen.
- Hilfe für Startups: Die Stadt könnte die Miete für das erste Jahr stemmen oder zumindest fördern um neue und innovative Ideen in die Stadt zu bringen. Vielen kleinen Startups fehlt es nicht an Ideen, es fehlt oft einfach an den Mitteln um die hohen Mieten in SW zu stemmen. Hier könnte die Stadt unkompliziert Leben in der Innenstadt erzeugen und das mit geringem Einsatz. Beispiele für solchen Aktionen lieferte ja bereits die Stadt Bad Kissingen.
- Kostenfreier ÖPNV: Warum lange überlegen? Der Busverkehr sollte zumindest am Wochenende kostenfrei sein. Das wäre ein Anreiz für Familien und ältere Menschen, die Innenstadt ohne Kosten und vor allen Dingen ohne Stress zu besuchen. Die Busse fahren doch so oder so, warum nicht mindestens einmal pro Woche kostenlos?
3. Revitalisierung der Innenstadt durch Gastronomie und Einzelhandel
Die Kombination von Tourismus und lokalem Handel ist ein zentraler Baustein, um die Innenstadt zu revitalisieren. Touristische Ströme können dazu beitragen, die lokale Gastronomie und den Einzelhandel zu stärken:
- Touristische Hotspots als Anziehungspunkte für den Handel: Mit einer stärkeren touristischen Infrastruktur könnten lokale Geschäfte und Restaurants von den zusätzlichen Besuchern profitieren. Besonders kleine, unabhängige Läden oder Cafés, die sich von Ketten abheben, könnten den Charme der Innenstadt ausmachen und zu einem Ziel für Stadttouristen werden.
- Pop-up-Stores und Märkte: Schweinfurt könnte temporäre Märkte oder Pop-up-Stores einführen, die regionale Handwerkskunst, Kunstwerke oder kulinarische Spezialitäten anbieten. Solche Märkte könnten auch im Zusammenhang mit Festivals oder besonderen Events stattfinden und die Innenstadt langfristig lebendig halten. Eine Markthalle ist und bleibt eine gute Idee – wo ist die nur verloren gegangen? Die Stadtgalerie war und ist einfach zu groß gedacht. Ladenketten sind auf Dauer einfach kein Anziehungspunkt für die Menschen. Mehr Individualität muss da einkehren.
- Stadtentwicklung mit touristischem Fokus: Neben der reinen touristischen Infrastruktur könnte man auch gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Fußgängerzonen und Plätze der Innenstadt aufzuwerten. Schöne Außenbereiche, Sitzgelegenheiten, Street-Art und eine angenehme Atmosphäre mit Blick auf historische Gebäude könnten den Aufenthalt für Touristen und Einheimische gleichermaßen attraktiv machen.Was da in der Vergangenheit passierte ist einfach eine lustlose Schande: Kostenaufwändige und pflegebedürftige Blumenampeln, Schirme über den Gehwegen, langweile Beton- und Plattenplätze ohne ordentlichen Platz für Bäume und Grünflächen seien hier nur als Beispiel genannt.
Gleichermaßen ist der Flickenteppich auf dem Roßmarkt ein einziger Schandfleck für eine solide Stadt, die etwas hermachen will.Ein attraktives Stadtbild würde Menschen und damit auch Geschäfte anziehen. Man hat das Gefühl, dass das immer und immer wieder verschlafen wird.
4. Veranstaltungs- und Eventtourismus
Veranstaltungen und Events sind ein starker Katalysator für den Tourismus. Schweinfurt könnte versuchen, mehr Veranstaltungen zu etablieren oder bestehende Veranstaltungen weiter auszubauen:
- Kultur- und Musikfestivals: Veranstaltungen wie das Honky-Tonk oder auch klassische Musikveranstaltungen könnten gezielt als Touristenmagnet ausgebaut werden. Dazu könnten Open-Air-Konzerte, Theateraufführungen oder Lesungen gehören, die nicht nur Einheimische, sondern auch Gäste anziehen. Warum zieht es Veranstalter mehr in die Nachbarorte als nach Schweinfurt? Das sollte sich die Stadt fragen.
- Sportliche Events: Schweinfurt könnte sich als Standort für Sportveranstaltungen positionieren, wie zum Beispiel Radrennen, Marathons oder Triathlons. Diese Events ziehen nicht nur Sportbegeisterte an, sondern tragen auch zur Belebung von Hotels und gastronomischen Betrieben bei.
- Messen und Kongresse: Durch den Ausbau von Konferenz- und Veranstaltungshallen könnte Schweinfurt auch für Business-Tourismus attraktiver werden. Messen zu Themen wie Industrie, Technologie oder nachhaltiger Entwicklung könnten dazu beitragen, die Stadt als attraktiven Kongressstandort zu etablieren.
5. Förderung des digitalen Tourismus
Ein weiterer Aspekt der Revitalisierung ist die Nutzung digitaler Technologien, um den Tourismus zu fördern:
- Virtuelle Stadttouren und digitale Informationssysteme: Schweinfurt könnte eine App oder digitale Führungen anbieten, die den Besuchern die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Stadt näherbringen. Interaktive Karten und Augmented Reality könnten genutzt werden, um das historische Erbe und moderne Attraktionen auf unterhaltsame Weise zu präsentieren.
- Social Media und Influencer-Marketing: Schweinfurt könnte gezielt Influencer und Blogger einladen, die die Stadt auf ihren Plattformen vorstellen. Besonders über Instagram, YouTube und TikTok lässt sich eine breite Zielgruppe ansprechen, die Interesse an neuen Reisezielen und unentdeckten Orten hat. Das ist aber alleine nicht zu erreichen, da braucht die Stadt externe Hilfe.
5. Mehr Freiheiten fürs Business
Wer ein Geschäft in der Innenstad hat, der weiß: es ist nicht leicht. Ordnungsämter reiten auf Paragrafen wie Cowboys auf ihren Pferden. Da müssen mehr Freiheiten her: Wen stört denn schon ein Schild mit den Tagesangeboten vor einem Geschäft auf dem Gehweg? Warum muss man Gebühren dafür zahlen (das ist ausdrücklich KEIN Witz!) und warum sind auch Bewirtungsplätze im öffentlichen Raum kostenpflichtig. Hier könnte man die Stadt beleben ohne einen einzigen Cent in die Hand nehmen zu müssen. Auch das würde zur Attraktivität beitragen, wird aber unnötig erschwert. Sollen doch zum Beispiel die Gastronomen den öffentlichen Raum mehr gestalten dürfen. Das würde ein freundliches und buntes Bild abgeben. Bürokratieabbau!
Fazit
Die Revitalisierung von Schweinfurt durch den Tourismus erfordert ein breites und durchdachtes Konzept, das die Besonderheiten der Stadt berücksichtigt und gleichzeitig die Bedürfnisse der Gäste und die Lebensqualität der Einwohner in Einklang bringt. Hotels und Ferienwohnungen stehen in großer Auswahl zur Verfügung, aber nur mit einer strategischen Kombination aus kulturellen Angeboten, nachhaltigem Tourismus und der Förderung lokaler Wirtschaftszweige könnte Schweinfurt von einem touristischen Aufschwung profitieren und seine Innenstadt zu einem lebendigen, attraktiven Ort für alle Besucher und auch die Einwohner machen.
Leben muss in die Stadt, sonst wird das nichts!
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