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„Machen sie langsam!“: Gespräche an der neuen Plauderkasse im Höchner-Markt Schweinfurt


Sparkasse

SCHWEINFURT – Noch ist es so, dass Helga Schöner trotz eines großen und eines kleinen Hinweisschildes die Kunden immer mal wieder darauf aufmerksam machen muss. Auf ihr „wissen Sie denn, wo Sie heute bezahlen?“ reagieren drei von vier Personen überrascht bis irritiert. Jede(r) vierte jedoch weiß das neue Angebot schon nach ganz wenigen Wochen zu schätzen.

Kasse Nummer 7 ist im Fffrische-Center Höchner in Schweinfurt am Dienstagmorgen von 8 bis 12 Uhr immer die „Plauderkasse. Soll heißen: Hier wird nicht gehetzt! Helga Schöner wartet stets, bis jeder Kunde seine Einkäufe komplett auf das Band gelegt hat. Erst dann fängt sich an, die Waren nach und nach zu scannen. Dann wird in aller Ruhe bezahlt – und dabei darf eben auch mal geplaudert werden.



Die Idee der Einrichtung hatte Juniorchef Marius Höchner, der bei einem ganz normalen Mitarbeitergespräch Helga Schöner davon erzählte, was er da plane. Eine „Kletskassa nach dem Vorbild von einem holländischen Supermarkt. „Eine Plauderkasse? Wenn, dann mit mir!“, sagte die frühere Schlecker-Mitarbeiterin, die seit rund acht Jahren bei im Flaggschiff der Höchner-Märkte arbeitet. „Dass ich gerne rede, ist ja unschwer zu erkennen…“, lacht sie.


Am Dienstagvormittag war immer mal wieder der heftige Regen am Vorabend des Montags ein Thema bei den Kunden. Kurze Gespräche als eher Small Talks sorgen dafür, dass überwiegend ältere Menschen an der Kasse ohne Hektik einkaufen können und dennoch die Schlange dahinter nie lange wird.

„Wir wollen den Stress rausnehmen“, nennt Helga Schöner, was hinter der Idee steckt. Gerade steht eine Kundin vor ihr und findet auf Anhieb ihre Deutschland-Card nicht. „Machen sie langsam“, sagt die Dame an der Kasse und gibt alle zeit der Welt. Auch beim Zusammensuchen von Kleingeld. Schöner darf dann auch schon mal ins Portemonnaie greifen, wenn es älteren Leuten schwer fällt, die Cent zusammen zu sammeln.

Sie berichtet von einem Mann, der auf Krücken einkaufte, dessen Frau gerade auf Reha weilte und der Zeit hatte, die er auch nutzte. „Einige kommen eh immer zu mir, nicht nur am Dienstag“, grinst Helga Schöner. „Denn ich behandle die Leute so, wie ich auch behandelt werden möchte. Wie man in den Wald hinein ruft, so…“, bemüht sie ein Sprichwort.

Natürlich ist das Kassen-Personal im Ffffrische-Center generell freundlich. Aber Dienstagfrüh sollten diejenigen, die es eilig haben, sich besser woanders abkassieren lassen. „Über was wird geplaudert?“, fragt ein Mann, gerade auf den heutigen Service hingewiesen. Und dann redet er über seinen Kater Mogli, für den er bei Höchner stets Futter kauft, der aber im Freien lebt, weil seine Tochter eine Tierhaar-Allergie hat.

Jeden Dienstag gibt´s auch Kesselfleisch. Ganz viele Kunden greifen da zu und lassen ihr gefülltes Schälchen über den Scanner ziehen. Eine Frau im Rollstuhl hat diesmal weniger eingekauft und will mit einem „Gibt´s da was?“ wissen, ob die Plauderkasse noch weitere Angebote hat. „Außer mir gibt´s nicht viel. Aber das ist doch fast schon genug“. lacht Helga Schöner.

Dann steht eine Dame mit Stirnband vor ihr, später eine junge Frau mit einem gerade mal sieben Monate alten Kleinkind. Schöner schaut in den Kinderwagen hinein und sagt, dass gerade Mütter mit Nachwuchs an einer Kasse oft Stress bedeutet. An diesem Dienstagfrüh aber nicht. Alles gechillt, ein bisschen ratschen, das Kind scheint in aller Ruhe zu schlafen. „Wir sind Rentner, wir haben genug Zeit“, sagt ein älteres Ehepaar und erweckt den Eindruck, dass ihr Einkauf ein echter Tages-Höhepunkt war.

„Das geht gerade durch die Decke“, weiß Helga Schöner, als plötzlich eine Mitarbeiterin von Antenne Bayern vor ihr steht. Auch der Radiosender hat von der Plauderkasse erfahren und interviewt erst den ein oder anderen Kunden, dann die Frau an der Kasse.

Unter den Fotos geht´s wieter…

„Ich finde die Idee schön, den dann muss ich nicht so hetzen“, sagt die Frau mit dem Stirnband und will nicht unerwähnt lassen, dass diese Hetzerei meistens nicht vom Personal des Supermarktes ausgeht, „sondern von den Kunden hinter mir an der Kasse“.

„Freitag und Samstag wäre so eine Plauderkasse aber schlecht“, muss Helge Schöner zugeben. Denn das sind die großen Einkaufstage der Massen, an denen es die Kunden oft zu eilig haben. „Dann würde man die Leute vielleicht verärgern“, glaubt sie. Ansonsten aber würde die neue Idee „den Druck rausnehmen bei den Kunden“. Wobei sie der Ansicht ist: „Geplaudert wird doch sowieso immer an der Kasse!“ Beim Höchner-Markt in Schweinfurt nun zumindest jeden Dienstag bis Mittag ganz sicher!

 


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