SW1-Lokales

Inspiration Natur – Plädoyer für mehr Natur im öffentlichen Raum

Sparkasse

WERNECK/ZEUZLEBEN – Es ist wieder passiert. Eine wunderschön blühende, öffentliche Wiese am Jugendraum des BUND Naturschutz wurde auf Betreiben von Anwohnern komplett abgemäht.

Noch im Juni fanden auf dieser Fläche zwei Wildbienen-Projekttage der Grundschule Grafenrheinfeld sowie der Bienentag der BUND Kindergruppe statt. Vor ein paar Tagen noch wälzten sich Kinder in der hohen Wiese und schwärmten, wie schön das sei. Jetzt ist alles Vergangenheit.

Nach Absprache mit den Mitarbeitern des Bauhofs sollte nur die rechte Seite der Wiese gemäht werden, da diese die letzten Jahre immer für das nahe stehende Insektenhotel und einen besetzten Hummelnistkasten am Blühen gehalten wurde. Die im Mai abgemähte andere Seite kam in den letzten Jahren aufgrund der Trockenheit nie mehr zum Blühen. Beim Abmähen der einen Seite können sich auffliegende Insekten in die ungemähte Seite zurückziehen. Durch den Regen in diesem Jahr stand dieser Teil erstmals in schönster Blüte.

Leider setzte sich eine Bürgerin bei den Bauhofmitarbeitern durch und auch die zweite Seite wurde gemäht. Dadurch wurden die vorher geflüchteten Insekten ebenfalls in den Mäher eingesaugt und die restliche Ernährungsgrundlage für die Wildbienenbrut der nächsten Generation vernichtet.

Amazon
Naturstrom
Feuerwehr Stellenangebot Schweinfurt

Tausende Blüten von Schafgarbe, Horn- und Rotklee, Natternkopf, Karthäusernelke, Dost, Wiesenpipau, Wilde Möhre, Ästige Graslilie, Wegwarte und viele mehr stehen jetzt den Insekten nicht mehr zur Verfügung. Allein sieben in Deutschland vorkommende Wildbienenarten ernähren ihre Brut ausschließlich mit Pollen und Nektar vom Natternkopf. Bei einer Generation im Jahr sind solche Bienen im nächsten Jahr nicht mehr hier.

Foto: Gerhard Röthlein

Schadinsekten und Kuckucksbienen finden jetzt die Brutröhren ihrer Wirtsbienen leichter und haben länger Zeit, ihre eigene Brut einzubringen, da die Brutbiene weitere Wege fliegen muss, um an Nektarpflanzen zu gelangen. Für viele kleine Bienenarten ist das aussichtslos. Diese haben oft nur einen Flugradius von 100 bis 120 Metern und müssen in diesem Radius alles vorfinden, was sie für eine erfolgreiche Brut benötigen. Die Insekten, auch viele in Bodennähe tagsüber zurückgezogene Nachtfalter, fehlen jetzt in der Nahrungskette bei den Vögeln und Fledermäusen.

Naturschutz kann so einfach und kostenlos sein, man muss ihn nur akzeptieren und erkennen, was man mit dem Mähen einer blühenden Wiese auslöst. Naturschutz fängt bei jedem selbst und vor seiner Haustüre an. Viele Gemeinden haben das inzwischen erkannt und setzen tolle Naturprojekte um, wozu auch gehört, einmal eine blühende Wiese stehen zu lassen. Abgeblühten Pflanzen muss die Chance gegeben werden, ihre Samen zu entwickeln. Gerade für ein- und zweijährige Pflanzen ist das wichtig, da sie sonst im nächsten Jahr nicht mehr da sind.

Leider gibt es immer noch Bürgerinnen und Bürger, die ursprüngliche Natur als „Saustall oder Zustand“ abtun. Im Urlaub erwartet man allerdings eine unberührte, aber zugänglich gemachte und nutzbare Natur vorzufinden, ohne Rücksicht auf die Kosten. Vieles davon könnten wir mit etwas mehr Weitsicht kostenlos vor der Haustüre haben und gleichzeitig unsere Lebensqualität dadurch erhöhen.

Heute mal ausgehen/bestellen? Unsere Partner:
Naturfreundehaus


Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Pixel ALLE Seiten